Hallo Nina, viele Fragen auf ein Mal und Themen, die besser in einem persönlichen Gespräch in einer Beratungsstelle angeschnitten wären, zumal es viel auch um Beziehung geht.
Wäre ich Nina, ich würde ihm kein Wort glauben, weil jemand, der aktiv konsumiert, selten ehrlich ist, meistens nicht einmal zu sich selbst. Sicher ist es auch so, dass die psychischen Befindlichkeiten proportional schlechter werden, je mehr jemand konsumiert. Insbesondere bei Kokain und anderen aufputschenden Substanzen kommt es zu einer Art Ausbrennen, zu Zuständen von Gereiztheit und innerer Anspannung, in welchen aggressive und erregte Impulse immer stärker ans Tageslicht treten. Es gibt nicht selten aber auch depressive Einbrüche mit Antriebslosigkeit, Interesselosigkeit und negativ oder abweisendem Verhalten, in welchem sich die Betroffenen zu nichts mehr aufraffen können. In derartigen Phasen ist eine Selbstgefährlichkeit gegeben.
Seine Abwehr, wenn Nina darüber reden will, verweist darauf, dass er nicht offen ist, dass er genervt wird, wenn er angesprochen wird und dass er die Situation offensichtlich verleugnet ? wie es für aktive Sucht halt typisch ist, sei es Alkohol, seien es illegale Drogen. Von irgendwelchen Laborkontrollen halte ich wenig, wenn er es nicht selber offensichtlich will. An erster Stelle müsste wohl der gemeinsame Gang zu einer Beratungsstelle stehen, oder ein Besuch bei einem kompetenten Arzt.
Wenn ich Nina wäre, würde ich auch auf mich selbst achten. Ich würde mich fragen, was für eine Zukunft eine derartige Beziehung mit so viel Verstrickung in diese gefährliche Szene hat. Ich müsst auch in Sorge sein, dass ich irgendwann vielleicht einmal selbst hinein gerate. Einem Sog von Drogen, einem konsumierenden Partner und der zugehörigen Szene auf Dauer zu widerstehen, dazu braucht es fast übermenschliche Kräfte.
Für die ME-Redaktion Dr. Roland Wölfle, Therapiestation Lukasfeld