Autor Thema: Alkohol  (Gelesen 4622 mal)

Sandra

  • Gast
Alkohol
« am: 10 April 2010 »
Trank seit 1,5 Jahren bis zu 4,5 Bier, fast  jeden Tag. (Problemtrinkerin). Habe zwei kleine Kinder und bin verheiratet. Soll jetzt keine Ausrede sein, aber er macht mich jeden Tag runter, hat mich auch mehrmals geschlagen und gedroht. Hab ihn im August letzten Jahres wegen Körperverletzung angezeigt. Jetzt wurde ein Tatausgleich gemacht, weil er eine Antiagressionstherapie macht und ich hoffte, es wird besser. Letzte Woche hat er mir mit der Scheidung gedroht, wenn ich weitertrinke, er würde mich vor Gericht fertigmachen, mich als Säuferin (will meine Leberwerte gar nicht wissen) und Rabenmutter hinstellen. Seit 5. trinke ich keinen Tropfen mehr und fühl mich komisch überdreht, aber sonst OK. Werde auch nächste Woche zum Hausarzt gehen. Mein Mann trinkt zwar nicht jeden Tag, aber 3-4 Mal nach der Arbeit, fährt auch manchmal besoffen dann mit dem Auto heim, er ist dann unerträglich. Er behauptet, er wird jetzt auch nichts mehr trinken. Er ist meiner Meinung nach ein kontrollierter Alkoholiker, weil er manchmal tagelang nicht trinkt und dann wieder viel, würde er aber nie zugeben. Ich fürchte, wir würden bei einer Scheidung beide das Recht zur Sorge verlieren. Ich, die Säuferin, er der Agressive. Wie lange soll ich warten, bis ich eine Chance  habe? Entgiftung mach ich auf jeden Fall, aber mein Mann könnte doch vor Gericht meine Leberwerte verlangen, oder? Ich möchte noch sagen, den Kindern ist nie etwas passiert, ich war zwar in "Watte gepackt", aber nicht leichtsinnig. Mein Mann wird natürlich Horrorgeschichten vor Gericht erzählen. Er hat mir auch immer wieder gedroht, bevor ich die Kinder bekomme, bringt er mich um. Muss dazu sagen, für ihn sind die Kinder nur Prestigeobjekte, wirkliche Liebe kennt er nicht und vor mir hat er sowieso Null Respekt. Hab bei den Drohungen leider keine Zeugen. Er ist leider sehr intelligent und hat viel Gerichtserfahrung, seine anderen Vorstrafen sind alle verjährt. Ich habe 4 Freundinnen, die alle für mich aussagen würden, sie kriegen ja mit, wie er mich behandelt, wenn sie da sind. Wenn ich mich jetzt offiziell behandeln lasse, wielange muss ich ca. warten, dass sich die Leberwerte einkriegen, damit ich vor Gericht beweisen kann, dass ich nichts mehr trinke. Mein Körper hat sich zum Schluß schon so gewehrt, trank schon am Vormittag, um das Zittern wegzukriegen, übergab mich oft, weil mir eigentlich grauste. Furchtbar, ich schäme mich so. Aber jetzt, da der Tatausgleich durch ist, behandelt er mich noch schlimmer, er sagte heute, wenn ich nicht spure, läßt er sich sowieso scheiden, ich soll mir nichts drauf einbilden, dass ich nichts mehr trinke, ich bring sowieso nichts auf die Reihe. Ich möchte mit den Kindern ins Frauenhaus gehen, aber ich will die Sorge nicht verlieren. Dann bin ich ja doppelt gestraft. Wie wird mit so einer Mutter verfahren? Will mich auf jeden Fall scheiden lassen, die Kinder merken das ja und hängen beide total an mir. Vielen Dank für Ihre Hilfe!
« Letzte Änderung: 14 April 2010 von ME-Redaktion »

ME-Redaktion

  • Administrator
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4.481
Re: Alkohol
« Antwort #1 am: 16 April 2010 »
Liebe Sandra, Danke für Ihre Anfrage. Ihre persönliche und familiäre Situation ist momentan recht schwierig. Deshalb ist es auch nicht ganz einfach ihre Fragen per Email zu beantworten. Aber wir werden versuchen, auf das Wichtigste einzugehen. 

Grundsätzlich ist zunächst sicher das Beste das sie jetzt machen können, keinen Alkohol mehr zu trinken. Dann kann ihnen niemand vorwerfen, dass sie nichts verändern wollten. Dabei sollten sie sich Unterstützung durch ihren Hausarzt und evtl. auch durch eine Suchtberatungsstelle in ihrer Nähe holen. Sie können natürlich auch die Ambulanz im Krankenhaus Maria Ebene in Frastanz aufsuchen, wenn Sie in Vorarlberg wohnen. Ich nehme an, dass Sie in Vorarlberg bzw. Österreich leben. Dies ist deshalb wichtig, weil die nachfolgenden Angaben zum Thema Scheidung und Sorgerecht natürlich nur für Österreich gültig sind. 

Wie Sie schreiben, wollen Sie sich auf jeden Fall scheiden lassen. Will ihr Mann das auch? Oder „bedroht“ er Sie nur mit einer möglichen Scheidung, um Sie dann mit einer evtl. möglichen Entziehung der Obsorge für ihre Kinder unter Druck zu setzen? Wenn es in Richtung Scheidung geht, wäre eine „einvernehmliche Scheidung“ natürlich besser, einfacher, schneller und auch billiger. Dazu müssen aber beide Ehepartner zustimmen. Die Sorgerechtslösung für die Kinder kann, wenn die Eltern sich einig sind, im Rahmen der Scheidung oder wenn es keine Einigkeit gibt, später extra in einem eigenen Obsorgeverfahren geklärt werden.

Will nur ein Ehepartner die Scheidung, dann kann dieser gegen den anderen Partner eine „Scheidungsklage“ bei Gericht einbringen. Dies nennt sich dann eine „strittige Scheidung“. Dafür braucht man in der Regel einen Anwalt und muß die Scheidungsgründe anführen. Diese Form ist natürlich komplizierter, dauert meist länger, kostet mehr Nerven und meistens auch nicht wenig Geld (Anwaltskosten, etc.). 

Ihre Fragen zum Thema Sorgerecht hier seriös und umfassend zu beantworten ist leider nicht möglich. Dazu müsste ich noch einige Informationen haben und immer wieder Detailfragen mit ihnen abklären können. Ich empfehle Ihnen, sich möglichst bald an eine Beratungsstelle zu wenden und sich persönlich beraten zu lassen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Suchtberatungsstellen, Familien- oder Sozialberatungsstellen oder natürlich auch Rechtsanwälte, Frauenberatungsstellen, etc.. Aufgrund ihrer Eigendefinition „Problemtrinkerin“ wär es sinnvoll, wenn sie sich zunächst an eine Alkohol- oder Suchtberatungsstelle wenden. Die haben Erfahrung mit solchen Situationen und können sie bei Bedarf auch an andere Fachstellen vermitteln.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass sie Beide im Falle einer Scheidung das Sorgerecht verlieren würden. Dies wäre nur der Fall, wenn die Behörden oder das Familiengericht zur Ansicht kommen könnten, dass das Wohl der Kinder, bei einer Betreuung durch sie als Eltern (stark) gefährdet wäre. Aber wie gesagt, dieses Thema sollten Sie so bald wie möglich persönlich an fachkundiger Stelle besprechen.

Ihre Leberwerte müssen sie niemandem geben, wenn sie das nicht wollen! Natürlich haben Sie ein Argument mehr, wenn sie z. B. mittels Leberwerten nachweisen, dass sie seit einiger Zeit trocken sind. Normal ist damit Alkoholkonsum oder eben Abstinenz ca. 1-2 Wochen rückwirkend nachweisbar. 

Auch die Drohungen, bevor sie die Kinder bekommen, würde er sie umbringen, sind sehr ernst zu nehmen. Aber auch hier wäre es wichtig, dass Sie sich so bald es geht, Schutz und Unterstützung im Rahmen einer persönlichen Beratung bei kompetenten Stellen holen. Manche Fragen könnten vorerst auch sehr schnell in einer etwas ausfühlicheren Telefonberatung geklärt werden. Wenn wir wissen, in welcher Region sie wohnen könnten wir sie auch gezielt an kompetente Stellen vermitteln.  Es ist auf jeden Fall gut, wenn sie jetzt das Heft in die Hand nehmen und an ihrer schwierigen Situation etwas ändern.

Mit freundlichen Grüßen,
DSA Elmar Sturm  - KH Maria Ebene