Autor Thema: Drogenentzug  (Gelesen 9109 mal)

Sanja

  • Gast
Drogenentzug
« am: 29 Oktober 2005 »
Hallo ich schreibe für einen Freund der seit 8 Jahren Drogenabhängig ist und es bis vor 2 Tagen allen gegenüber bestmöglichst verheimlicht hat.  Er hat mit Cannabis angefangen und konsumiert seit dem täglich.

In den letzten vier Jahren sind mehr Drogen dazu gekommen.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist er Cannabis, Kokain, Speed, Alkohol und Heroin abhängig und hat schon einen Selbstmordversuch hinter sich. Bis vor zwei Tagen hat er nie über diese Probleme geredet aber vor zwei Tagen hat er um Hilfe gebeten da er es alleine nicht schafft und bei seinen Eltern findet er keine Hilfe.

Da er seine Abhängigkeit eingestanden hat und dringends auf Entzug, mit professionäler Hilfe, muss weiss ich nicht wie ich jetzt weiter vorgehen soll.

Ich hab mir gedacht das eine Drogenberatung bei einer entsprechenden Beratungsstelle mit anschließendem Entzug der erste Schritt sein sollte. Da er dieses Wochenende unter starken Depressionen leidet und wieder mit Selbstmordgedanken spielt weiss ich nicht weiter da die Beratungsstellen bei uns in der Umgebung erst ab Montag erreichbar sind und es bis dahin zu spät sein könnte würde ich gerne Wissen wo er sich hinwenden kann bzw. ich mich mit ihm zusammen hingehen kann um schnellstmöglich hilfe zu bekommen.

Ich komme aus der Umgebung Mainz und hab bis jetzt keine entsprechende Anstalt gefunden an die ich mich wenden kann.

Evtl. können Sie mir sagen ob es das richtige is was ich vorhabe.

Evtl. noch was zur Person, er ist 21 Jahre alt und hat eigentlich einen geregelten Tagesablauf mit einem festen Arbeitsplatz.

Da ich auch keine Ahnung davon habe wie so ein Entzug abläuft würde mich dies auch interessieren.

Ich hoffe sie können mir weiterhelfen.

ME-Redaktion

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Re: Drogenentzug
« Antwort #1 am: 02 November 2005 »
Hallo, liebe Sanja,

Selbstmordgedanken sind immer sehr ernst zu nehmen. Für akute Notfälle sind die örtlichen Rettungsdienste zu verständigen, sonst kann ein entsprechend qualifiziertes Krankenhaus aufgesucht werden, z.B. die psychiatrische Klinik in Mainz, Untere Zahlbacherstr. 8, Tel. 06131/177336.
Weiters hilft die Telefonseelsorge: Tel. 0800/1110111. Wenn möglich, den gefährdeten Menschen nicht alleine lassen und "Überlebensverträge" abschließen, d.h. für die nächsten Tage Termine vereinbaren. Eine akute Suizidgefährdung berechtigt auch zu einer unfreiwilligen stationären Aufnahme, diese Maßnahme greift jedoch in die Persönlichkeitsrechte ein und sollte ausreichend besprochen werden, soweit Zeit dafür zur Verfügung steht. Wenn längere Zeit mit dem suizidgefährdeten Menschen verbracht wird, empfiehlt sich auch, die eigene seelische Gesundheit zu beachten und für sich selbst z.B. therapeutische Hilfe zu suchen.

Zur Drogenproblematik: Die Entzugsbehandlungen haben in den letzten Jahren eine starke Ausweitung und Differenzierung erfahren, so dass ohne nähere Informationen zum Konsumverlauf keine adäquate Empfehlung gegeben werden kann. Dazu ist sicher der Kontakt mit der nächst gelegenen Drogenberatungsstelle sinnvoll.

An erster Stelle steht immer der Versuch, die Abstinenz mit Hilfe eines medikamentengestützten, meist stationären Entzuges zu erreichen. Ausreichende Motivation des Betroffenen verstärkt die Erfolgschancen. Nach der körperlichen Entgiftung ist eine anschließende psychotherapeutische Therapie, stationär oder ambulant notwendig. Bei einer achtjährigen Konsumdauer hat sich eine manifeste Abhängigkeit entwickelt, hier wird wahrscheinlich eine stationäre Langzeittherapie die größten Heilungschancen bieten. Erst in zweiter Linie kann eine medikamentengestützte ambulante Therapie in Betracht gezogen werden, meist wird mit retardierten Morphinen behandelt. Auch hier muss man sich auf längere Behandlungszeiten einrichten. Allerdings kann eine kurzfristige Substitutionsbehandlung auch als Überbrückung bis zur stationären Aufnahme Sinn machen. Du siehst, es gibt mehrere Möglichkeiten, deshalb nochmals die dringende Empfehlung, eine Drogenberatungsstelle aufzusuchen.

Beratungsstelle Clean Bregenz
« Letzte Änderung: 02 Juli 2019 von ME-Redaktion »