Fachexkursion nach Bayreuth
Da schon lange im Team der Wunsch nach Erfahrungsaustausch mit einer anderen Einrichtung bestanden hatte, nutzten wir die Gelegenheit bei unserem gemeinsamen Teamausflug, den wir nach der langen und anstrengenden Umbauzeit unseres Hauses endlich umsetzen konnten. Das von unseren Gastgebern organisierte Programm zur Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Bayreuth stieß bei unserem Team auf großes Interesse.
Frau Anke Kirchhof-Knoch, die Leiterin des Zentrums organisierte über ihren Förderverein für uns eine Stadtführung, und bei einem feinen, landestypischen Abendessen kamen wir auch ins Gespräch mit der Geschäftsführung, dem Ehepaar Bröckelmann, die das Zentrum als private Gesellschaft führen. Dabei erfuhren wir auch, dass die psychosoziale Rehabilitation in Deutschland nach unterschiedlichen Finanzierungsmodellen bezahlt wird, was unter anderem längere Therapiezeiten ermöglicht. Im Unterschied zu unserer Stiftung Maria Ebene wird diese Einrichtung nicht mit öffentlichen Fördergeldern unterstützt, was sich beispielsweise besonders im Personalschlüssel bemerkbar macht.
Das Therapiezentrum MAXIMILIANSHÖHE ist eine vollstationäre Langzeiteinrichtung für die Betreuung von Klienten und Klientinnen mit einer Doppeldiagnose, die sowohl an einer Abhängigkeits- als auch an einer psychiatrischen Erkrankung (insbesondere Psychose, Persönlichkeitsstörung) leiden. Die entsprechenden Klientengruppen werden in einer jeweils eigenen Wohngruppe zusammengefasst. Insgesamt stehen 55 Therapieplätze in einem offenen und 23 Plätze in einem beschützten (geschlossenen) Wohnbereich zur Verfügung. Im Anschluss an den stationären Aufenthalt besteht die Möglichkeit, in einer der betreuten Wohngemeinschaften der Einrichtung zu leben (Nachsorge). Die Therapiedauer wird nach jeweilig individuellem Bedarf der betreuten Personen festgelegt. Ein Fallbeispiel, das uns vorgestellt wurde zeigte auf, dass ein Bewohner über einen Zeitraum von 10 Jahren (inklusive Nachbetreuung in der Wohngemeinschaft) von der Maximilianshöhe betreut worden war, bevor er in ein selbständiges Leben in eine eigene Wohnung entlassen wurde. Die Behandlung erfolgt nach einem entsprechenden Stufenkonzept im jeweiligen „beschützenden Bereich“ (geschlossene Abteilung) und „offenen Bereich“.
Im Rahmen einer Führung durch die Räumlichkeiten und den Außenbereich des Therapiezentrums erhielten wir Einblick in Behandlungskonzepte bzw. in Gruppen- und Einzeltherapie Angebote. Auf der Maximilianshöhe wird in der Arbeitstherapie ähnlich wie bei uns in verschiedenen Arbeitsbereichen gearbeitet. Ebenso gibt es Sport- und Bewegungstherapie und verschiedene Freizeitangebote. Das Haus wird neben therapeutischem und pflegerischem Personal von konsiliarischen Fachärzten, Verwaltungspersonal und Hauswirtschafter/innen betreut.
Für uns war es besonders interessant Unterschiede bzw. andere Blickwinkel zu unserer täglichen Arbeit kennenzulernen. Auf der MAXIMILIANSHÖHE liegt beispielsweise der Hauptschwerpunkt in der soziotherapeutischen Betreuung der Bewohner und Bewohnerinnen. Psychotherapie kann aufgrund des entsprechenden Personalschlüssels nur eingeschränkt angeboten werden. Von Mitarbeiterseite wurde uns immer wieder vermittelt, dass wir „uns glücklich schätzen könnten“, da in der Carina vergleichsweise Psychotherapie einen sehr hohen Stellenwert besitzt. Bedingt durch die „Doppeldiagnose“ bei unseren Patientinnen und Patienten (Suchterkrankung durch Persönlichkeitsstörung meist im frühkindlichen Lebensalter bzw. häufig Missbrauchserfahrung) kommt es oft zu schwerwiegenden Krisensituationen, die psychotherapeutische Interventionen notwendig machen. Unter anderem wurde uns in diesem Zusammenhang wieder bewusster vor Augen geführt, dass das Zusammenwirken von Soziotherapie und Psychotherapie in einem ausgewogenen Verhältnis, sehr sinnvoll erscheint um effizientes Arbeiten mit unseren Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.
Ineiner abschließenden Gesprächsrunde mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden Themen aus dem therapeutischen Alltag diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Nach dem Mittagessen in der hauseigenen Kantine, zu dem wir alle eingeladen waren, verabschiedeten wir uns von der Maximilianshöhe und fuhren mit vielen Eindrücken und anregenden Impulsen für unsere Arbeit wieder „nach Hause in unsere Carina“.